17.12.2018

ZUM 80. JAHRESTAG DER KINDERTRANSPORTE DES ZWEITEN WELTKRIEGS ENTSCHÄDIGUNGSZAHLUNGEN AN ÜBERLEBENDE

Claims Conference verhandelt mit Deutschland Entschädigungszahlungen für Überlebende der Kindertransporte

Jüdische Flüchtlingskinder aus Österreich kommen mit einem der Kindertransporte auf einem Londoner Bahnhof an. Großbritannien, 2. Februar 1939. Foto: USHMM

Julius Berman, Präsident der Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference), gab heute bekannt, dass als Ergebnis der laufenden Verhandlungen zwischen der Claims Conference und der Bundesregierung eine Einigung zum 80. Jahrestag des ersten Kindertransports erzielt wurde. Überlebende der Kindertransporte können jetzt Entschädigungszahlungen erhalten. "Unser Team hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass der Moment kommen würde, zu dem wir diese historische Ankündigung machen können", sagte Berman. 

Die sogenannten Kindertransporte begannen 1938, als die britischen Behörden zustimmten, einer unbestimmten Anzahl von Kindern unter 17 Jahren die Einreise aus Deutschland und deutschsprachigen Gebieten (Österreich und Tschechien) zu ermöglichen (Quelle USHMM).  Nach der Pogromnacht von 1938 wurde deutlich, dass die Situation für die Juden in Deutschland das Ausmaß einer Krise erreichte. Jüdische Familien begannen händeringend nach einem Weg zu suchen, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Mehr als 10.000 Kinder wurden vor dem sicheren Tod gerettet, indem verzweifelte Eltern, die ihre Kinder vor der Nazi-Barbarei retten wollten, Zuflucht für sie in England fanden - oft auf tragische Weise, indem sie ihre Babys und Kleinkinder älteren Kindern anvertrauten, um sie in Sicherheit zu bringen. In herzzerreißenden Szenen auf Bahnsteigen wurden diese Kinder oft aus den Armen ihrer Eltern gerissen und sahen diese in fast allen Fällen nie wieder. 

Botschafter Stuart Eizenstat, Verhandlungsführer der Claims Conference, kommentierte diese Leistung: "Die Zahlung kommt zum 80sten Jahrestag des ersten Kindertransports, bei dem diese Kinder ihre schicksalhafte Reise von Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei nach Großbritannien unternommen haben. Sie mussten die Last tragen, ein Leben lang von ihren Eltern und Familien getrennt zu sein; sie erhalten jetzt ein kleines Maß an Gerechtigkeit."

Greg Schneider, Executive Vice President der Claims Conference, sagte: "Wir alle müssen uns einen Moment Zeit nehmen, um an diese Anerkennung und diese Opfer zu erinnern. Niemand kann sich den Schmerz auf den Bahnsteigen vorstellen, als die Kindertransporte begannen, und die außergewöhnlichen Schritte, die diese Eltern unternommen haben, um das Leben ihrer Kinder zu retten - ein Leben, das diese Kinder ohne Mütter, ohne Väter und in vielen Fällen ohne andere Angehörige führen mussten."

„Es ist uns endlich gelungen, auch Überlebenden der Kindertransporte eine symbolische Anerkennungszahlung zukommen zu lassen. Damit ist eine schmerzliche Lücke in den Entschädigungsreglungen geschlossen worden. Als Kinder wurden sie von ihren Eltern auf einen Kindertransport geschickt, um ihr Überleben zu sichern, während die Familien später ermordet wurden. Sie haben nicht nur ihre Familien verloren, sondern glaubten häufig, sie seien verstoßen und ungeliebt. Eine Belastung, die viele ihr ganzes Leben begleitet hat,“ sagte Ruediger Mahlo, Repräsentant der Claims Conference in Deutschland.

Der Kindertransportfonds wird am 1. Januar 2019 starten und mit der Antragsbearbeitung beginnen. Obwohl einige Überlebenden in den 1950er Jahren eine geringe Zahlung erhalten haben, werden frühere Entschädigungszahlungen den Erhalt dieser neuen Leistung nicht verwehren. Die spezifischen Zulassungskriterien wurden von der Bundesregierung festgelegt. 

Die Antragsformulare sind jetzt online. Erfahren Sie mehr.