Holocaust-Überlebende, die während der Verfolgung Kinder waren, erhalten in diesen Tagen die ersten Zahlungen auf der Grundlage einer bahnbrechenden Vereinbarung mit der deutschen Regierung.
Die symbolische Entschädigungszahlung an Kinderüberlebende aus dem mit rund 170 Mio. Euro ausgestatteten Fonds stellt eine Anerkennung für die Traumata und Entbehrungen dar, die jüdische Kinder während des Holocaust erleiden mussten.
Einmalzahlungen in Höhe von 2.500 Euro aus dem Child Survivor Fund gehen zunächst an 21.600 Holocaust-Überlebende in 52 Ländern. Der Fonds war infolge von Verhandlungen der Claims Conference mit der Bundesregierung eingerichtet worden. Die Claims Conference hatte seit einer Reihe von Jahren immer wieder auf die Anerkennung des Leidens jüdischer Kinder während des Holocaust gedrungen.
„Die Kinder mussten die traumatische Trennung von den Eltern erleiden, mussten unvorstellbare Grausamkeiten mit ansehen, litten an Unterernährung und Hunger und erlebten anderweitige Verfolgung, die ihre Kindheit zerstörte“, sagte der Präsident der Claims Conference, Julius Berman. „Das alles kumulierte in seiner Wirkung und führte zu Langzeitproblemen, deren Symptome bei den Überlebenden erst jetzt im fortgeschrittenen Alter zu Tage treten.“
Im Child Survivor Fund sind Überlebende berechtigt, die am 1. Januar 1928 oder später geboren wurden und die als Juden in einem Konzentrationslager oder einem Ghetto (oder in einer vergleichbaren Haftstätte nach dem deutschen Sklavenarbeiterprogramm) inhaftiert waren; oder die im Versteck, unter falscher Identität oder in der Illegalität für mindestens sechs Monate auf von Nazi-Deutschland oder den Achsenmächten besetztem Gebiet überlebt haben. Lesen Sie hier die vollständigen Berechtigungskriterien.
Antragsformulare wurden per Post an Überlebende in 81 Ländern und Regionen verteilt, von denen die Claims Conference glaubt, dass sie berechtigt sein könnten. Die dafür erforderlichen Informationen hatte die Claims Conference aus verschiedenen Entschädigungsprogrammen zusammengetragen.
Personen, die kein Antragsformular mit der Post bekommen haben, jedoch einen Antrag an den Child Survivor Fund stellen möchten, erhalten hier weiterführende Informationen, einschließlich der vollständigen Berechtigungskriterien und des Antragsformulars.
Die von der Claims Conference in Verhandlungen mit der deutschen Regierung getroffene Vereinbarung kam im Nachgang des weltweit ersten Symposiums über jüdische Kinderüberlebende „Lost Childhood: Jewish Child Survivors“ im vergangenen August in Berlin zustande. Die Veranstaltung war eine Kooperation der Claims Conference mit der World Federation of Jewish Child Survivors of the Holocaust and Descendents (WFJCSD) und des Center of Organizations of Holocaust Survivors in Israel. Eine eigens konzipierte Wanderausstellung gleichen Titels, sowie die dazugehörige Webseite, illustrieren das besondere Leiden der Kinder-Überlebenden.
Zusätzlich zu den aktuellen Auszahlungen in Höhe von rund 60 Millionen US$ wird die Claims Conference im Rahmen ihrer vier Programme voraussichtlich rund 500 Millionen US$ als direkte Entschädigungszahlungen an Holocaust-Überlebende in 77 Länder und Regionen verteilen.