Am 12. März 1938 betraten deutsche Streitkräfte österreichischen Boden und bereits am nächsten Tag wurde das Land Deutschland einverleibt. Diese Vereinigung, auch „Anschluss“ genannt, wurde von der österreichischen Bevölkerung enthusiastisch unterstützt. Sehr rasch folgte eine ganze Bandbreite antisemitischer Aktionen und Gesetze.
Im März 1938 lebten rund 182.000 Juden in Österreich. Bis Mai 1945 hatten die Nationalsozialisten mehr als ein Drittel von ihnen (65.000) ermordet, während die übrigen unter Zurücklassung all ihrer Habe hatten fliehen müssen. Heute leben noch rund 10.000 österreichische Juden, 450 von ihnen in Österreich.
Die Claims Conference hat mit der österreichischen Regierung und Industrie seit 1953 über Entschädigung und Vermögensrestitution zugunsten österreichischer Holocaust-Überlebender verhandelt. Obwohl Österreich bescheidene Entschädigungsregelungen getroffen hatte, hielt das Land jahrzehntelang an der Vorstellung fest, dass es das erste Opfer Nazi-Deutschlands war, anstatt sich zur Komplizenschaft für den Holocaust zu bekennen.
Ein Meilenstein wurde mit dem Abkommen des Jahres 2001 zugunsten der österreichischen Überlebenden erreicht. Die Claims Conference konnte den Schwung nutzen, um Österreich dazu anzuhalten, sich seiner Rolle bei der Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs zu stellen.
Auch heute noch sind wir mit der Österreichischen Regierung im Gespräch, um Betreuungs- und Fürsorgemaßnahmen für die verbliebenen Überlebenden sicherzustellen.
Lucia Heilman überlebte vier Jahre lang versteckt in Wien. Lesen Sie ihre Geschichte.
Auch 79 Jahre nach dem „Anschluss“ führen wir unsere Arbeit fort. Wir versuchen jenen österreichischen Juden ein kleines Maß an Gerechtigkeit teilwerden zu lassen, denen es gelungen ist zu überleben, nachdem sie erleben mussten, dass sie in dem Land, in dem sie sich Zuhause fühlten, verfolgt wurden.