Geschichte einer Überlebenden: Lucia Heilman

Lucia besucht Schulen und spricht mit Schülerinnen und Schülern in ganz Österreich über ihre Verfolgung während des Holocaust. In Anerkennung ihrer Verfolgung und des erlittenen Leids erhält Lucia laufende Zuwendungen aus dem Artikel 2-Fonds der Claims Conference.

Leben nach dem „Anschluss“ Österreichs

„Ich war acht Jahre alt, als die Deutschen in Wien einmarschierten. Als ich zum Heldenplatz ging, schrien die Menschenmassen am Ring „Heil! Heil!“ und trotz meines jungen Alters wusste ich, dass ich plötzlich zum Außenseiter geworden war“, erinnert sich die Holocaust-Überlebende Lucia Heilman, wenn sie an den „Anschluss“ Österreichs durch die Nationalsozialisten im März 1938 zurückdenkt.

Mit einmal war Lucias Heimatland zu einem Ort der Angst und Unsicherheit geworden. Die rund 185.000 Jüdinnen und Juden wurden von denen, die sie vor kurzem noch für ihre Freunde und Landsleute gehalten hatten, plötzlich feindselig betrachtet. 

„Die Stimmung war unglaublich angsteinflößend und ich rannte den ganzen Weg in Todesangst nach Hause zurück. Der Direktor warf alle jüdischen Kinder von der Schule. Ich fühlte mich furchtbar gedemütigt und spüre dieses Gefühl noch heute in mir, selbst jetzt. Christliche Jungs drangsalierten und schlugen uns, sobald sie den gelben Stern sahen, den wir tragen mussten.“

BU: Die kleine Lucia mit einer Freundin.

Lucia Treister wurde 1929 in Wien als Tochter der Chemikerin Regina Treister und des bei Siemens beschäftigten Ingenieurs Rudolf Kraus geboren, der nichtjüdisch war. Ihr Vater emigrierte in den Iran und hoffte Lucia und ihre Mutter aus Österreich nachholen zu können; aber er kam zu spät. Als der Krieg ausbrach, wurde er als Angehöriger einer verfeindeten Nation betrachtet und nach Australien deportiert.

Reinhold Duschka, der beste Freund von Lucias Vater, besaß eine eigene Metallwerkstatt, wo er Lucia und ihre Mutter viereinhalb Jahre lang versteckte. Die beiden hatten kaum etwas zu essen und lebten tagein tagaus in Angst.

Nach dem Krieg

Nach dem Krieg verbrachte Lucia ein Jahr bei ihrem Vater in Australien, kehrte dann aber nach Wien zurück. Sie wurde Ärztin, heiratete Alfred Heilman, einen Juden aus der Ukraine und bekam zwei Töchter.

Lucia heute

Seit einigen Jahren geht Lucia in Schulen und erzählt Schülerinnen und Schülern in ganz Österreich, was sie im Holocaust erleiden musste. In Anerkennung ihrer Verfolgung und ihres Leids erhält Lucia eine monatliche Rente aus dem Artikel 2-Fonds der Claims Conference.